10. Das Herrchen R.






‚Wie ist es denn so mit R. und Dir? Wenn Du dort bei R. zu Hause bist?‘ fragt das Frauchen.

‚Wir sind Männer. (Anm. Frederik ist ein kastrierter Hund  – aber das weiß er nicht.) R. sitzt am Tisch und ich sitze im Körbchen oder wir sitzen draußen im Garten. Wir schweigen.‘ sage ich, der Hund Frederik.

‚Das ja schrecklich!‘ sagt das Frauchen.

‚Nein – ich muss ja den Garten im Auge behalten.‘ 

‚Wie?‘ fragt das Frauchen.

‚Die Hunde mit den Leuten und die Katzen gehen spazieren und ich rase am Zaun entlang und belle.‘ sage ich, der Hund Frederik stolz. 
    
‚Auf meinem Balkon stehst Du und bellst und ich sage ‚Aus‘,  laut zwei- oder dreimal ‚Aus‘ und dann es ist gut.‘ sagt das Frauchen.

‚Am Abend machen Herrchen R. und ich einen Spaziergang. Wir gehen zügig weiter und ich komme mit meinen kurzen Beinen hinterher, aber wenn Herrchen R. mit den anderen Leuten ein Schwätzchen macht, dann habe ich die Zeit, um das Gras zu untersuchen und mein Geschäft zu machen. Wenn wir endlich zu Hause sind, dann bekomme ich mein Fressen: Herrchen R. nimmt den Napf, um ihn  mit dem Futter zu füllen und stellt den vor meine Pfoten und ich harre aus. Ich warte und warte und warte, aus meinem Maul läuft das Wasser raus und dann – Herrchen R. sagt ‚Voran‘ und ich stürze an den Napf und schlucke das in einer Minute herunter.‘ sage ich, der Hund Frederik.

‚Gut‘ sagt das Frauchen.

‚Und dann spielen wir: Mit den Bällen, den kleinen Stofftieren und vor allem mit der Riesenbären. Der Riesenbär ist größer als ich und ich schleppe ihn die Stufe in der Küche hoch, wo Herrchen R. in der Küche sitzt, und dann wirft er den Bär in das Wohnzimmer weit und ich renne dem Bären schnell hinterher und packe ihn und zerre wieder zum Herrchen R.  und er wirft und ich renne und immer so, weiter bis ich nach hunderttausend Mal kaputt bin.‘ sage ich, der Hund Frederik.

‚Großartig.‘ sagt das Frauchen.

‚Am Abend gehen wir ins Bett, d.h. ich sitze vor seinem Bett und warte, bis ich das Kommando höre. Dann sagt Herrchen R. ‚Voran‘ und ich springe ins Bett. Und ich bin glücklich, wenn er mein Fell am Hals streichelt.‘ sage ich, der Hund Frederik.

‚Das ist gut!‘  sagt das Frauchen.

Aber an einem anderen Abend sind wir später an Hause gekommen, mein Fressen hatte ich runter geschlungen und wollte gerade ein Nickerchen machen,  da kam Herrchen R. wieder durch die Tür und ging  in den Garten. Ich ging natürlich mit. Dann ging Herrchen R. wieder zurück ins Haus und machte die Tür zu.  Ich stand draußen vor der Tür und wartete. Hatte er mich vergessen? Herrchen R. setzte sich vor das Fernsehen und sah einen Film und ich stand draußen und es war kalt.  Ich wartete und wartete und wartete… Nach hundert Million Stunden stand Herrchen R. auf, guckte sich um, sah mich nicht, guckte in meinem Körbchen, im Schlafzimmer, im Keller…  und ich stand vor der Tür… und er sah mich nicht.  Endlich sah er mich und ließ mich rein. Herrchen R. war glücklich und ich auch!‘ sage ich, der Hund Frederik.

‚Du Armer !‘  sagt das Frauchen.